Das Central Kalahari Game Reserve wurde 1961 als Wildreservat gegründet, aber erst seit 1998 ist der Park für Selbstfahrer geöffnet. Er liegt weitab vom touristischen Mainstream in einer riesigen Trockensavannen-Landschaft der Kalahari. Der Park hat eine Fläche von 55‘000 km² und ist damit grösser als die Schweiz. Besucher dieses Naturschutzgebietes erleben wegen dieser gigantischen Grösse vor allem eine einzigartige, ungestörte Wildnis, die es so weder in Afrika noch sonst wo auf der Welt ein zweites Mal gibt.
Veterinärzäune
Als Vorbeugung gegen die Maul- und Klauenseuche, die von wilden Büffeln auf Rinder übertragen wird, gibt es in Botswana kilometerlange Veterinärzäune. Die Gefahr geht von den Wildtieren aus, die hauptsächlich im Norden, also im Okavango-Delta leben. Darum darf man von Norden nach Süden und von Westen nach Osten kein rohes rotes Fleisch mitnehmen. An den Veterinärzäunen untersuchen die Beamten den Kühlschrank. Schmuggeln wäre kein Problem, aber es gibt ja einen schwerwiegenden Grund, warum man das nicht tun sollte. Also hatten wir auf unserer Fahrt von Maun in Richtung Ghanzi kein Fleisch dabei. Wir hatten vier Vegi-Tage vor uns.
Tag 1: Von Maun bis Motopi Pan
Via Tsau Gate im Nordwesten fuhren wir in den Park. Kurz nach dem Gate sahen wir bereits einen Geparden, der mitten auf der Strasse im Schatten eines grossen Baumes lag. Leider war er etwas scheu und verschwand bald in den Büschen. Unser erstes Ziel im Park war die Motopi Pan mit einem Wasserloch, das mit einer Solarpumpe versorgt wird. In einem Reisebericht hatte ich gelesen, dass seit Juni kein Wasser mehr gepumpt wird. Leiter hatte es die Parkverwaltung nicht geschafft, in den vergangenen drei Monaten das System zu reparieren. Entsprechend ruhig war die Gegend. Bis auf wenige Oryx, Schakale, Löffelhunde und Riesentrappen sahen wir keine grossen Tiere.
Zum Abendessen gibt es Ratatouille, gegrillten Mais und den ausgezeichneten Groot Constantia Pinotage 2017 dazu. Alles war sehr lecker. Wir üben noch etwas Lichtschreiben und um 22:00 Uhr ist Lichterlöschen.
Tag 2: Von Motopi Pan bis Sunday Pan
Am nächsten Tag fahren wir zuerst zum Passarge-Wasserloch, wo wir viele Springböcke, Oryx und Kudus antreffen. Ein französisches Paar hat kurz vor unserer Ankunft einen Leoparden gesehen. Wir warten noch etwas, aber er erscheint nicht mehr.
Die Strasse durchs Passarge Valley ist in gutem Zustand und wir kommen zügig vorwärts. Bereits um 14:00 Uhr sind wir auf unserer Campsite CKSUN 03 oberhalb der Sunday Pan. Wir essen etwas, geniessen ein Savanna und drehen nochmals eine Runde ums Wasserloch. Bis auf einen Schakal, der darauf spekuliert, dass er von Heidi und Barbara adoptiert wird, sehen wir nichts.
Tag 3: Von Sunday Pan bis Deception Valley
Wie fast immer klingelt der Wecker um 05:50 Uhr. Ich stehe auf und öffne vorsichtig die Hecktür. Es ist noch dunkel und ich checke mit der Taschenlampe die Umgebung ab. Sobald das Kaffeewasser kocht, wecke ich alle anderen. Um 06:20 Uhr stehen wir bereits am Sunday Pan Wasserloch, das nur einige hundert Meter von der Campsite entfernt ist und trinken unseren Kaffee.
Da sich niemand blicken lässt, erkunden wir die nähere Umgebung des Wasserlochs. Auf der offenen Pfanne treffen wir auf eine braune Hyäne, die alle Markierungen abschnüffelt und wenn es passt, ihren Duft hinzufügt. Es ist eher selten, dass man diese Tiere zu sehen bekommt, Glück gehabt.
Inzwischen sind sehr viele Tauben am Wasserloch. Ab und zu rauscht ein Falke durch die Luft und alle Tauben flattern wie auf Kommando gemeinsam los. Ob er bei seinen Angriffen etwas erwischt hat, konnten wir nicht erkennen, alles ging so schnell.
Es kommen wenige Oryx, Perlhühner und Riesentrappen zum Wasserloch. Kurz vor 09:00 Uhr, wir wollten schon zurück auf unsere Campsite zum Frühstücken, erscheinen nacheinander viele Kudus, Oryx und Gnus.
Sehr zufrieden mit den guten Sichtungen fahren wir zurück auf unsere Campsite zum Frühstücken und für den grossen Abwasch. Erst um 13:00 Uhr fahren wir los in Richtung Deception Valley. Es hat extrem viele Mücken im Auto, die durch das viele stehende Wasser am Wasserloch entstanden sind. So etwas hatten wir im Central Kalahari Game Reserve noch nie erlebt.
Deception Valley
Unser Ziel ist die Campsite CKKOR 04 im weltberühmten Deception Valley. Deception bedeutet Täuschung, der Ort heisst übersetzt also „Tal der Täuschung“. Der Name kommt von den Fata Morganas, die man hauptsächlich in der Deception Pan sieht. Weltbekannt wurde das Deception Valley durch das amerikanische Forscher-Ehepaar Mark und Delia Owens, die 1974 in das Central Kalahari Game Reserve reisten, um dort ihre Doktorarbeiten über bedrohte Tierarten zu schreiben. Aus dem geplanten Jahr wurden sieben Jahre. Ihre Erlebnisse haben sie im Buch „Cry of the Kalahari“ zusammengefasst. Ihre siebenjährige Arbeit hat den Wildtierschutz in Botswana nachhaltig beeinflusst und es ist neben anderen Forschern auch ihnen zu verdanken, dass die Tierwelt noch so üppig und vielfältig ist in Botswana. Vor ihrer Arbeit wusste niemand, dass es auch in Botswana riesige Migrationsströme von Gnus und Zebras gibt.
Am späteren Nachmittag unternehmen wir einen Ausflug zur Deception Pan. Die beiden männlichen Löwen, die ein Guide dort gesehen haben will, finden wir nicht. Zurück im Camp zelebrieren wir ein hervorragendes Bush-Dinner am Lagerfeuer.
Tag 4: Von Deception Valley bis Khumaga
Das Highlight des nächsten Tages waren zwei Honigdachse in der Nähe der Deception Pan. Es war eine Mutter mit ihrem fast ausgewachsenen Jungen. Sie hat ihn mit Skorpionen gefüttert. Fast 20 Minuten lang konnten wir die beiden bei der Futtersuche beobachten. Dabei nehmen die starken Tiere mit ihren langen Krallen regelrechte Erdverschiebungen vor. Ruck-zuck haben sie riesige Löcher in den trockenen, verfestigten Boden gegraben.
Via Matswere Gate verlassen wir am 14. September 2019 um 11:00 Uhr das Central Kalahari Game Reserve mit dem Ziel Khumaga. Doris und ich waren zum fünften Mal hier und zum ersten Mal haben wir keine Kalahari-Löwen gesehen. Dafür sahen wir eine Cheetah, zwei braune Hyänen, Honigdachse und extrem viele Huftiere an den Wasserlöchern, insgesamt drei sehr erfolgreiche Tage in einem unserer Lieblingsparks.
Weitere Fotos sind in der Central-Kalahari-Galerie zu finden.
Doris hat ein Video zu unserer Selbstfahrer-Safari erstellt und auf Youtube veröffentlicht.
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