Die Macht der Fünf
Eine Koalition von fünf männlichen Geparden ist zurzeit das dominante Thema in der Masai Mara. Selbst zur Migrationszeit von Juli bis Oktober stellen sie die Crossings in den Schatten. Es ist sehr selten, eine Gruppe von fünf ausgewachsenen Geparden zu sehen. Die Koalition besteht vermutlich aus zwei Brüdern und drei einzelnen Geparden. Es ist bekannt, dass Geparden-Brüder ihr ganzes Leben zusammenbleiben und die Weibchen mit ihren Jungen alleine über die Savannen ziehen. Warum haben sich drei einzelne Geparden den beiden Brüdern angeschlossen? Wie lange wird diese Koalition noch halten, da es bereits eine gewisse Aggression unter den fünf männlichen Geparden gibt?
Fünf erwachsene Cheetahs müssen jeden Tag jagen und sie brauchen grössere Beute, ein Hase reicht ihnen nicht. Sie konzentrieren sich auf junge Weissbartgnus und Kälber von Topis, obwohl sie durchaus in der Lage sind, Erwachsene beider Arten zu töten.
Während den Vorbereitungen auf unsere Safari im Herbst 2017 sind uns Bilder und Videos der fünf Cheetahs zum ersten Mal begegnet. Wir gehen davon aus, dass sich die Gruppe im Verlauf des ersten Halbjahres 2017 formiert hat. Auf unserer Wunschliste waren sie ganz oben.
Als wir am 19. September 2017 im Mara Bush Camp ankamen, war die grösste Konzentration von Gnus im zentralen und südlichen Teil der Mara.
Wir waren also mitten drin von Hunderttausenden von Gnus
Wie üblich war Francis unser Guide und Fahrer
Am nächsten Tag suchten wir nach den „fünf Brüdern“, wie sie zu dieser Zeit genannt wurden. Erst am späten Nachmittag kamen wir dank eines Funkspruchs in ihre Nähe. Sie lagen im Schatten eines Baums und dösten. Erst als sich eine grosse Herde von Gnus näherte, kam wieder Leben in die Raubtiere.
Seltene Beobachtung, fünf Geparden Männer
Sie verteilten sich und rannten in die Herde
Bei den Gnus entstand ein Chaos und die Cheetahs schienen ihre Macht sichtlich zu geniessen. Es machte nicht den Anschein, dass sie jagen wollten, sondern einfach Tausende von Gnus umhertreiben. Nach einer halben Stunde war das Spiel vorbei, die Jungs markierten noch ihr Revier und verschwanden dann im Busch.
Das Revier wird gründlich markiert
Die nächsten Tage sahen wir sie nicht, zudem wechselten wir für drei Tage auf die andere Seite des Mara Rivers. Nachdem wir wieder im Mara Bush Camp waren, suchten wir bereits am nächsten Morgen nach den Cheetahs. Francis erfuhr von einem seiner Kollegen, wo die Fünf am Abend zuvor gesichtet wurden. Am 26. September 2017, kurz vor 7:00 Uhr, waren wir in der Nähe dieser Stelle und sahen sie.
Die fünf mächtigen Geparde ziehen über die Savanne
Wir folgten ihnen zehn Minuten und sahen plötzlich eine Herde von Gnus und Zebras, die genau in die Richtung der fünf Jäger wanderte.
Vermutlich hatten die Cheetahs die Herde schon längst gesehen
Die Jagd war eröffnet. Drei von ihnen lagen flach hinter einem Termitenhügel und die anderen beiden ca. 100 Meter weiter in Richtung der Gnus hinter einem Busch. Die Falle war gestellt. Die nervösen Gnus näherten sich den ersten beiden Geparden. Die blieben regungslos liegen. Die Gnus sahen die Jäger offensichtlich nicht, hatten sie aber in der Nase. Die Spannung war sichtbar und auch unser Pulsschlag erhöhte sich.
Plötzlich rannten die Gnus in alle Richtungen
Vermutlich sahen die Gnus die drei Geparde hinter dem Termitenhügel und einer davon startete zum Sprint auf ein Gnu. Wir sahen nur noch Gnus im Staub, aber keine Cheetahs mehr. Es war Zeit loszufahren! Francis rief Doris und mir zu, wir sollen uns und alle Kameras gut festhalten. Cheetahs sind bis zu 100 km/h schnell und legen somit in kurzer Zeit eine schöne Strecke zurück. Ich lag auf dem Boden des Autos und hatte mich mit dem Rücken am Sitz und den Beinen an der Vorderwand verkeilt. Mit einer Hand presste ich die Nikon D5 mit 400mm Objektiv auf den Bauch und mit der anderen Hand drückte ich die Nikon D4s mit 70-200mm Objektiv auf den Fotorucksack.
So schnell es ging holperten wir eine halbe Minute über die Savanne. Wir waren nicht die einzigen, links und rechts, vorne und hinten fuhren noch weitere Safarifahrzeuge. Wie es Francis schaffte, uns in eine hervorragende Position zu stellen, ist mir heute noch nicht ganz klar. Als ich von meiner verkeilten Position wieder auftauchte sah ich vor mir in respektvollem Abstand vier der Cheetahs, die versuchten, ein junges Gnu auf den Boden zu zerren.
Während sich der Staub langsam legte, kämpfte das Gnu um sein Leben
Auch der fünfte Gepard beteiligte sich nun an der Jagd
Mit ihrem Gewicht drückten die Cheetahs das Gnu auf den Boden und erstickten es
Es war 7:30 Uhr, also eine halbe Stunde später, nachdem wir die Cheetahs gefunden hatten. Um 8:30 Uhr war das Geparden-Frühstück beendet und sie legten sich in den Schatten eines Termitenhügels. Kurz darauf marschierten sie weiter zu einem Wassertümpel.
Das viele Fleisch machte offenbar durstig
Wir sind sehr dankbar, dass wir diese aussergewöhnliche Gruppe von fünf Geparden beobachten durften. Wie lange sie sich noch in der Masai Mara aufhalten, und ob sie weiterhin zusammenbleiben, ist ungewiss.
Das Video von Doris über die Jagd gibt es hier
Die Galerie gibt es hier
Ein weiteres Video von Doris über diese Cheetahs gibt es hier
Leave a reply