Mit fotoreisen.ch waren wir Ende Juni 2017 für eine Woche in Finnland, um Bären in ihrer natürlichen Umgebung zu filmen und fotografieren. Drei Tage verbrachten wir im Boreal Wildlife Centre in der Nähe von Kuhmo und drei Tage im bekannteren Martinselkosen Wildmarkzentrum in der Region Kainuu. Beide Wildlife Centre liegen an der russischen Grenze in den endlosen finnischen Wäldern, nur unterbrochen durch hunderte von Seen.
Nachmittags um 15:00 Uhr gab es jeweils die Hauptmahlzeit und um 16:00 Uhr fuhren wir los zu den Hides. Es gibt mehrere kleine Pro-Hides für je zwei Fotografen und eine grosse Hütte für bis zu 12 Personen mit Heizung und Kajüten Betten. Morgens um 07:00 Uhr wurden wir wieder abgeholt. Man verbringt also ca. 14 Stunden pro Tag/Nacht in den Hides. Während jeder der insgesamt sechs Nächte waren wir in einem anderen Hide.
Erster Tag: Boreal, Forest Hide
Von dieser Ansitzhütte im Wald sieht man hauptsächlich männliche Bären, die sich das ausgelegte Futter holen. Nur selten sind gleichzeitig mehrere Bären sichtbar. In der Regel ist nur einer auf dem Platz und verschwindet wieder, wenn ein anderer auftaucht. Die Bären kommen bis wenige Meter an die Hides heran.
02:36 Uhr, Nikon D5, 400mm, ISO 4000, 1/320 sec, f/2.8 -0.7
Da im Juni nach der Abenddämmerung gleich wieder die Morgendämmerung einsetzt, ist immer genügend Licht zum Fotografieren vorhanden.
Das Video von Doris vom 1. Tag gibt es hier
Zweiter Tag: Boreal, Swamp Hide
Mehrere kleine Hides und eine grosse Hütte liegen verteilt um einen Sumpf herum. Sehr lange ist nichts passiert und wir haben etwas gegessen. Als Verpflegung bekamen wir je zwei Sandwiches, einige Kekse, Kaffee und Wasser. Die Sandwiches waren in einer Plastikfolie gut verschweisst und in einem Tupperware verpackt. Wenn beim Auspacken ein Bär in der Nähe war, hat er seine Nase in die Höhe gestreckt und in unsere Richtung geschnuppert. Gemäss den Rangern besitzen Bären ein x-fach besseres Riechorgan als Hunde. Rund drei Viertel der Hirnmasse sei mit Duftverarbeitung beschäftigt.
Um 21:20 Uhr besuchte uns ein sehr schöner Bär, vermutlich ein weibliches Tier.
Da in dieser Nacht wirklich nicht viel los war, haben wir uns einige Nickerchen gegönnt. Leider sind Doris und ich für etwa eine halbe Stunde zusammen eingeschlafen. Genau zu dieser Zeit liefen Wölfe vor unserem Hide vorbei. Das erfuhren wir am Morgen von den anderen Fotografen. Das ärgert uns heute noch und ich muss wohl nicht erwähnen, dass wir nie mehr gleichzeitig geschlafen haben.
Das Video von Doris vom 2. Tag gibt es hier
Dritter Tag: Boreal, Pond Hide
Diese Nacht sollte die kälteste von allen werden, das Thermometer sank bis auf 5°C. Da wir wussten, dass es kalt werden kann, waren wir mit Jacken, Handschuhen und Mützen ausgerüstet.
In der Nacht zuvor hatte eine Fotografin das Glück von dieser Hütte aus einen Vielfrass zu sehen. Die ganze Nacht haben wir gelauscht, ob wir ein Kratzen hören, wie es unsere Kollegin erzählt hatte. Leider ohne Erfolg.
Das Video von Doris vom 3. Tag gibt es hier
Vierter Tag: Martinselkosen, Forest Hide
Am Vormittag dieses Tages erfolgte der 180km Transfer von Viiksimo Boreal nach Martinselkosen. Unsere Gruppe, bestehend aus 7 Fotografinnen und Fotografen, hat die Fahrt schlafend erlebt. Wir waren inzwischen müde von den anstrengenden Nächten in den Hides. Schlafen während des Tages hat auch nicht immer richtig funktioniert.
Nach einer sehr schönen Wanderung durch den Wald erreichten wir den grossen Haupt-Hide. Zu unserer Überraschung war der Platz vor dem Hide bereits voll mit Bären. Hier haben sich die Tiere offensichtlich daran gewöhnt, dass es ab 16:00 Uhr etwas zum Fressen gibt. Die finnischen Ranger haben Lachsabfälle und Trockenfutter unter den Steinen und Baumstämmen versteckt.
Obwohl Bären eigentlich Einzelgänger sind, haben sie sich hier offenbar arrangiert, da es einen „free lunch“ für alle gibt.
Es kam ein Mega-Bär, sicher der grösste und schwerste, den wir gesehen haben. Die Ranger nennen ihn „John Wayne“.
Das Video von Doris vom 4. Tag gibt es hier
Fünfter Tag: Martinselkosen, Swamp Hide
Entlang eines Sumpfes sind vier Hides angeordnet. Dieser Platz ist kurz vor dem Wald, indem der grosse Hide vom vierten Tag steht. Einige der Bären wandern via Sumpf zum Fütterungsplatz im Wald und wieder zurück. Die Chance hier Bären zu sehen ist also hoch. Wir hatten vor allem Glück mit den Familien, insgesamt vier Mütter mit jungen Bärchen zogen vor unserem Hide vorbei.
Das Video von Doris vom 5. Tag gibt es hier
Sechster und letzter Tag: Martinselkosen, Pond Hide
Die letzte Nacht verbrachten wir an einem grösseren See. Die vier Hides für je zwei Personen sind so ausgerichtet, dass man die Bären auf der anderen Seite des Sees fotografiert. Für die Videokamera von Doris war das fast etwas zu weit weg. Ich hatte auf dem 400mm den 1.4 TC montiert. Als es etwas dunkler wurde habe ich den TC wieder demontiert, um mit Blende 2.8 zu arbeiten. Die Kombination Nikon D5 und 400mm f/2.8 ist für meine Anwendungen sensationell. Mit dem TC 1.4 wird bei Bedarf daraus fast ein 600mm Tele mit Offenblende 4. Der Autofokus ist überraschend schnell und die Qualität der Bilder stimmt.
Bewegungsfreiraum gibt es in den Hides praktisch keinen, und wer grösser als 1.6m ist, muss gebückt gehen. Nach diesen sechs Tagen Bärenbeobachtung hatten wir Rückenschmerzen und wussten während der letzten Nacht nicht mehr so richtig wie wir sitzen sollen.
So sieht es in einem der Hides aus. Die runden Stahlscheiben gehören zur Ausstattung der Hütte. Sie sind sehr schwer und in der Mitte mit einer Stativschraube versehen. Den Gimbal Stativkopf hatte ich mitgenommen und war sehr froh darüber. Das hat in den kleinen Pro-Hides bestens funktioniert, da dort die „Schiessscharten“ gross genug sind. In der grossen Hütte waren die Öffnungen zu klein für den Gimbal, dafür gab es Bohnensäcke.
Das Video von Doris vom 6. Tag gibt es hier
Die Galerie mit allen Bildern gibt es hier
Leave a reply