Selbstfahrer Safari durch Botswana im April 2017, Teil 3
Der dritte Teil beschreibt die Hausboot-Safari auf dem Chobe River und die gewaltigen Victoria Falls.
Dienstag, 11. April 2017, Transfer zur Chobe Princess
Heute starten wir mit der dreitägigen Hausboot-Safari auf dem Chobe River. Die Chobe Princess ist in Namibia immatrikuliert und fährt auch nur auf der namibischen Seite des Grenzflusses. Wir müssen also von Botswana ausreisen und in Namibia einreisen.
Um 12:30 Uhr holt uns das Taxi von Umpengu Tours bei der Chobe Safari Lodge ab und fährt uns zur Botswana Immigration in Kasane. Das Gebäude liegt unmittelbar am Chobe River. Ein Mitarbeiter von der Chobe Princess fährt uns mit einem Beiboot nach Impalila Island, wo die Namibia Immigration ihr kleines Büro hat. Danach bringt er uns auf die Chobe Princess.
Es gibt 3 bauähnliche Boote, wir sind auf der Chobe Princess Nr. 1 mit 5 Zimmern für max. 10 Gäste
Auf dem untersten Deck sind 4 Gästezimmer und die Unterkunft der Mannschaft, auf dem Mitteldeck ist ein grosser Gemeinschaftsraum mit Esstisch, Bar, Lounge und Jacuzzi-Pool sowie die Küche. Auf dem Oberdeck sind nochmals ein Gästezimmer, die Aussichtsplattform und das Steuerhaus.
Lounge-Bereich auf dem Mitteldeck
Zimmer auf dem Oberdeck
Nachdem wir uns in den schönen Zimmern eingerichtet haben, werden die Leinen gelöst und das Hausboot bewegt sich ruhig und langsam flussaufwärts. Um 14:00 Uhr gibt es ein schmackhaftes Mittagessen und um 16:30 Uhr starten wir zu unserem ersten „Boots Game Drive“. Nach kurzer Zeit sehen wir eine Elefantengruppe, die durch die dichten Büsche zum Fluss marschiert.
Es sind drei Mamas mit ihren vier Kälbern
Vom kleinen Boot aus hat man einen perfekten Winkel zum Filmen und Fotografieren
Mit dem Feldstecher halten wir Ausschau nach weiteren Tieren. Victor, der Bootsführer, fährt jeweils sehr vorsichtig auf die Tiere zu und hält einen respektvollen Abstand. Das Filmen und Fotografieren ist auf dem kleinen, wackligen Boot eine Herausforderung. Es gelingt uns aber immer besser, die Elefanten, Giraffen, Hippos, Paviane, Impalas und Vögel bildlich festzuhalten. Der Sonnenuntergang auf dem Chobe River ist eine Wucht. Die Schleierwolken wechseln im Minutentakt ihre Farbe, es ist unglaublich, was durch die Natur inszeniert wird.
Ein Schwesterschiff ankert in der Nähe
Um 19:30 Uhr, es ist bereits dunkle Nacht, wird das Dinner serviert, das uns ausgezeichnet schmeckt.
Mittwoch, 12. April 2017, Chobe Princess
Sonnenaufgang ist kurz nach 6:00 Uhr. Wie am Vorabend ist auch das ein ganz spezielles Farbspektakel. Um 6:30 Uhr sind wir bereits auf dem kleinen Safari-Boot.
An diesem kühlen Morgen glitzert das Boot in einer sanften Nebelschicht
In der Nähe der Elephant Bay beobachten wir lange eine lustige Pavian-Gruppe. Die Jungen jagen sich durch die Bäume und wir staunen über die Geschwindigkeit und Wendigkeit der schlauen Tiere. Elefanten sind so früh am Morgen noch nicht am Wasser, dafür sind die African Fish Eagle (Schreiseeadler) am Fische fangen. Um 8:30 Uhr sind wir zurück auf dem Hausboot für das Frühstück. Danach fahren wir mit dem Safari Boot bis am Mittag das Ufer ab, um kleinere Vögel zu fotografieren. Es wird dann aber doch wieder eine Elefanten-Safari, da gegen 12:00 Uhr immer mehr Familien an den Chobe kommen. Es ist herrlich, den grauen Riesen beim Baden zuzusehen. Die Elefanten lieben das Wasser, das ist unschwer zu erkennen.
Elefanten beim Baden
Der Nachmittags-Game Drive ist wieder geprägt durch die vielen Elefanten. Es ist erstaunlich, wie nahe Victor mit dem kleinen Boot an die Tiere heranfahren kann, ohne dass diese aggressiv reagieren oder gar angreifen. Neben Büffeln, Hippos und Krokodilen beobachten wir hauptsächlich unsere gefiederten Freunde: Schreiseeadler, Blaustirn-Blatthühnchen, Gabelracke, Bienenfresser, Kuhreiher, Graufischer Eisvogel, Hammerkopf, Madenhacker und weitere.
Madenhacker pflegen den Büffel
Schreiseeadler (African Fish Eagle)
Das Abendlicht taucht die schöne Landschaft wieder in wunderbare Farben
Mit dem kleinen Boot bleiben wir auf dem Chobe River stehen und bestaunen den Sonnenuntergang
Als wir um 19:30 Uhr zum Dinner erscheinen ist noch alles dunkel auf dem Mitteldeck. Der Grund wird schnell klar, es sind tausende von Insekten im Raum und an den Fenstern. Alle Fenster werden geschlossen und die unangenehmen Viecher weggeputzt. Jetzt wird es aber immer wärmer ohne Wind. Das ist jedoch immer noch besser als in einem Insektenschwarm zu essen. Wir erinnern uns wieder an die Kalahari, wo wir dasselbe erlebt haben, aber keine Fenster zum Schliessen hatten.
Donnerstag, 13. April 2017, Chobe Princess
Vor Sonnenaufgang stehen wir auf dem Deck und fahren mit dem Safari-Boot raus. Zwei Graureiher sitzen auf einem toten Baum, ein spezielles Motiv. Wir dirigieren Victor an die richtige Stelle, bis die Sonne und der Baum im richtigen Winkel stehen.
Ein neuer Tag beginnt
Es sind wieder die Paviane, die uns eine spannende Show am Ufer bieten
Ein Malachite Kingfisher mit Beute
Um 13:00 sind wir wieder zurück zum Lunch. Es gibt Spaghetti, Rindsspiessli und Broccoli-Salat – alles sehr lecker. Danach ist relaxen angesagt. Doris und ich gehen kurz in den Jacuzzi Planschpool.
Am Nachmittag beginnt es zu regnen
Zum Glück bleibt es bei uns trocken und wir starten auf den Nachmittags-Game Drive. Von weitem sehen wir eine Gruppe von Safari Booten. Da muss was los sein. Tatsächlich, es sind vier Löwen am Ufer, die faulenzen. Wir bleiben bei den Löwen, bis die Sonne untergeht. Durch die vielen Gewitterwolken wirkt der Sonnenuntergang heute besonders spektakulär.
Wenige Minuten nach Sonnenuntergang
Nach dem leckeren Dinner mit Lammfleisch sind heute alle sehr müde und wir verkriechen uns bereits um 21:00 Uhr in die Kojen.
Freitag, 14. April 2017, Fahrt zu den Victoria Falls, Simbabwe
Heute müssen wir leider die Chobe Princess wieder verlassen. Doris und ich waren zum zweiten Mal auf dem Hausboot und würden jederzeit wieder buchen. Es ist eine sehr entspannte und ruhige Art, die Tierwelt entlang des Chobe Rivers zu erleben.
Nach dem Frühstück heisst es also packen und um 10:00 Uhr fährt uns Victor zur Impalila Insel zur Namibia Immigration. Von dort geht es weiter nach Kasane zur Botswana Immigration. Bei Umpengu Tours habe ich den Transfer von Kasane nach Victoria Falls gebucht. Pünktlich um 11:00 Uhr ist der Fahrer bei der Immigration und wir starten zu unserem letzten Abenteuer dieser Reise. Der Grenzübertritt nach Simbabwe dauert ca. eine halbe Stunde, was sehr schnell ist. Kurz vor 13:00 Uhr stehen wir vor dem Eingang des legendären Victoria Falls Hotel.
Victoria Falls Hotel, in Gehdistanz zu den Victoria Falls
Am Nachmittag ist es bewölkt und es regnet auch immer etwas. Wir entscheiden uns für den Afternoon High Tea auf der Stanley’s Terrace mit Sicht auf die Victoria Falls Brücke und Gischt der Victoria Falls. Ja, hier heisst einfach alles „Victoria“. Am Abend essen wir im Hotel, es gibt ein sehr gutes Victoria Buffet, wie könnte es auch anders sein!
Samstag, 15. April 2017, Victoria Falls
Bereits im Vorfeld unserer Reise wussten wir, dass der Sambesi ungewöhnlich viel Wasser haben wird und die Victoria Fälle entsprechend spektakulär sein werden. Wir haben also Regenpelerinen, Schutzhüllen für die Kameras und ein wasserdichtes Gehäuse für die GoPro Kamera mitgenommen.
Das Weltnaturerbe der UNESCO steht heute auf dem Programm. Vom Hotel aus können wir zu Fuss bis zum Eingang gehen. Je näher wir an die Wasserfälle kommen, umso lauter wird das Getöse und es beginnt von allen Seiten zu regnen. Die Gischtwolken steigen bis zu 300 Meter in die Höhe und kommen als Regen wieder zurück.
Die Gischtwolken waren teilweise so stark, dass man die Fälle nicht mehr sehen konnte
Die unglaublichen Wassermassen haben uns stark beeindruckt
Fast nach jedem Bild musste die Linse der Kamera von Wassertropfen befreit werden
Am Nachmittag steht die Sonne richtig, so dass der Regenbogen sichtbar wird
Trotz Regenschutz waren wir am Ende des Rundgangs nass bis auf die Haut. Die unglaubliche Masse und die Kraft des Wassers haben uns tief beeindruckt. Bis am Ende der Trockenzeit im Oktober/November wird dieser imposante Strom zu wenigen Rinnsalen zusammenschrumpfen.
Vor dem Abendessen wenden wir uns wegen unserer Kleider an die Rezeption. Die Hosen und Shirts, mit denen wir gerne nach Hause fliegen möchten, gaben wir gestern in die Wäsche. Das Personal bemüht sich herauszufinden, wo die Kleider sind, aber fündig werden sie erst am nächsten Morgen, kurz vor Abreise.
Sonntag, 16. April 2017, Heimreise
Nach dem Frühstücksbuffet heisst es packen und auschecken. Das Bezahlen wird etwas schwierig, da uns teurere Zimmer verrechnet werden als gebucht und benutzt. Ok, wir sind in Simbabwe, eines der ärmsten Länder in Afrika, und dass man hier versucht, die reichen Europäer über den Tisch zu ziehen, ist verständlich, aber doch bitte nicht in einem 5-Sterne Hotel. Ich bestelle den Chef der Rezeptionistin, dann seinen Chef und ich hätte weiter gemacht bis zum Präsidenten dieses maroden Landes. Er hat aber Verständnis gezeigt, oder gemerkt, dass er nicht durchkommt mit dem dummen Versuch. Schade, aber das ist auch Afrika…
Am Ausgang haben wir es noch lustig mit dem Servicepersonal und die Welt ist wieder in Ordnung
Vom neuen Victoria Falls Airport starten wir nach Johannesburg, die Gischt der Fälle ist gut sichtbar
Der Nachtflug mit Swiss von Johannesburg nach Zürich startet pünktlich um 19:25 Uhr. Ein feines Abendessen, zwei, drei Filme, schlafen, Morgenessen und schon landen wir nach knapp 11 Stunden in Zürich. Das bestellte Taxi bringt uns sechs mit Gepäck nach Luzern.
Fazit: Botswana ist ein wunderschönes Reiseland. Durch die unendliche Weite der Kalahari zu fahren bedeutet für mich Freiheit. Es gibt nicht tausende von Regeln und Gesetzen, die zwangsläufig zu berücksichtigen sind wenn die Menschendichte so hoch ist wie in Zentraleuropa. In der Wildnis sind es die Naturgesetze, die zählen, und wer dort hin reist, ist für sein Überleben selbst verantwortlich.
Reisezeit April: Nach einer ergiebigen Regenzeit sind im April die Pisten teilweise immer noch unter Wasser und man muss als Selbstfahrer flexibel sein. Was uns aber mehr zu schaffen machte, war die Tatsache, dass durch das viele Wasser das Gras extrem hoch war und die Bäume und Büsche voller Blätter. Kurz nach Savuti war ein Rudel Wildhunde im hohen Gras, vielleicht 10 bis 20 Meter von der Strasse entfernt. Ab und zu sahen wir einige Ohren, sonst nichts. Ich bin ziemlich sicher, dass wir auch von Löwen und Leoparden beobachtet wurden, wir konnten sie im hohen Busch jedoch nicht sehen. Das nächste Mal werden wir am Ende der Trockenzeit reisen, um die Wildtiere besser zu finden. Es wird dann viel heisser sein, dafür werden uns weniger Insekten plagen.
Land Cruiser Bushcamper: Mit einem so gut ausgerüsteten Auto waren wir noch nie unterwegs. Vielleicht fast zu viel des Guten, denn alles hat Gewicht und macht den Wagen schwer und auf der Teerstrasse sehr langsam. Das Überholen von Lastwagen war fast nicht möglich. Aber in der Kalahari und im Delta war es das perfekte Fahrzeug. Es ist ein Zweiplätzer und dies ist zum gleichzeitigen Fotografieren und Filmen nicht günstig. Normalerweise fahren wir mit einem Double Cab, also einer Kabine mit zwei Sitzreihen. Doris ist auf der Rückbank, ich fahre und habe meine Kameras auf dem Beifahrersitz. Mit dieser Konstellation sind wir sehr flexibel und schnell. Manchmal erscheint eine Katze und verschwindet kurz darauf wieder. Meistens passiert das nur auf einer Seite des Autos. Sitzen wir beide nebeneinander, kann nur Doris oder ich filmen, bzw. fotografieren.
Bushlore als Vermieter können wir vorbehaltlos weiter empfehlen. Sie sind nicht die Billigsten, aber Preis/Leistung ist gut.
Campsites in Botswana: Vor einigen Jahren hat das DWNP Department of Wildlife and National Parks das Management der Campsites an private Unternehmen übergeben. Ziel ist die Wirtschaftsförderung und Ausbildung der lokalen Bevölkerung. Inzwischen funktioniert das einigermassen, aber von gut und normal sind sie leider noch Lichtjahre entfernt. Obwohl das Vorgehen der Regierung absolut richtig ist (Einkommen und Ausbildung einer breiten Bevölkerung ermöglichen), ärgert es schon, wenn man wochenlang auf Antworten warten muss. Die Buchungen der Campsites werden wir beim nächsten Mal einem lokalen Agenten übergeben. So habe ich dann nur einen Ansprechpartner, der sich mit den lokalen Gepflogenheiten auskennt.
Chobe Princess: Nicht günstig, aber ein unvergessliches Naturerlebnis.
Victoria Falls: Sehr, sehr touristisch, aber nach der Regenzeit ein unglaubliches Erlebnis; im Oktober eher nicht zu empfehlen.
Gesundheit: Durch den starken Regen kam es anfangs 2017 zu einem Malaria Ausbruch. Die Regierungen von Botswana und Namibia haben davor gewarnt. Deshalb entschieden wir uns, auf dieser Reise eine Malaria-Prophylaxe einzunehmen. Alle sechs haben täglich eine Malarone Tablette geschluckt, ohne Nebenwirkungen.
Für den medizinischen Notfall sind wir Mitglieder bei der Okavango Air Rescue, eine Organisation nach dem Vorbild der Rega. Sie wird von ehemaligen Rega-Mitarbeitern geführt.
Kommunikation: In den Nationalparks gibt es kein Handynetz. Wir waren also immer wieder für mehrere Tage von der Aussenwelt abgeschnitten. Für den Notfall hatten wir ein Satelliten Telefon dabei. In jedem Fahrzeug gab es ein Funkgerät, damit wir unterwegs miteinander verbunden waren.
Preise: Botswana ist im Vergleich zu den Nachbarländern Namibia und Südafrika eine teure Destination. Das ist erklärte Absicht der Regierung, damit Botswana nicht vom Massentourismus überschwemmt wird und die Natur intakt bleibt.
Eine Übernachtung für zwei Personen im Dachzelt auf einer Campsite im Moremi Game Reserve kostet im Jahr 2018 rund USD 140. Im Vergleich zu den Preisen für die Lodges im Okavango Delta ist das jedoch ein Klacks. Dort beginnen die Preise bei USD 600 pro Person und Nacht und gehen bis USD 2‘500. Diese Camps liegen in grossen Concessions, die vom Staat vermietet werden. Den Betreibern wird die maximale Anzahl der Betten vorgeschrieben. Damit wird sichergestellt, dass sich nicht zu viele Menschen gleichzeitig in einem Gebiet aufhalten. Die Belastung der Natur ist dadurch minimal und die Tiere sind meistens ungestört. Vermutlich geht der Hauptteil des hohen Preises in Form von Miete für die Concession an den Staat. Die Strategie von Botswana, mehr Qualität statt Quantität, finde ich optimal, das ist aktiver Naturschutz. In Botswana werden viele Generationen nach uns noch Wildtiere beobachten können, wenn in vielen anderen afrikanischen Ländern die Natur komplett von den Menschen übernommen wurde, wie in Europa.
Das Chobe Princess Video von Doris gibt es hier
Das Victoria Falls Video von Doris gibt es hier
Die Galerie zur Chobe Princess gibt es hier
Die Galerie zu den Victoria Falls gibt es hier
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