Autoschaden im Richtersveld Januar 2018
Als Richtersveld wird der südafrikanische Teil des „Ai Ais Richtersveld Transfrontier Park“ bezeichnet. Seit 2003 besteht dieser länderübergreifende Park zwischen Namibia und Südafrika. Praktisch ist er zweigeteilt durch den Oranje Grenzfluss. Bei Sendelingsdrif, dem Hauptquartier des Parks auf südafrikanischer Seite, gibt es eine Fähre. Das ist die einzige Möglichkeit den Fluss zu überqueren. Die Natur im Nationalpark ist gekennzeichnet durch hohe Berge, tiefe Schluchten und extreme Trockenheit. Im Januar liegen die maximalen Tagestemperaturen zwischen 32° bis 40°C und in der Nacht kühlt es auf 15° ab. Die wenigen Regentage beginnen meist erst im Februar.
Richtersveld, Sicht vom Maerpoort Pass
Im Park gibt es mehrere Campsites und zwei Camps mit Chalets. Beim Hauptquartier bei Sendelingsdrif gibt es ca. 10 Häuschen und am Tatasberg ein Wilderness Camp mit 4 Einheiten. Bedingt durch diese wenigen Übernachtungsmöglichkeiten und auch durch seinen geringen Bekanntheitsgrad ist der Park sehr wenig befahren.
Am 7. Januar 2018 sind wir in Kapstadt mit einem Toyota Hilux losgefahren. Unser erstes Ziel war der Kgalagadi Transfrontier Park in der Kalahari, rund 1‘000 km nördlich von Kapstadt. Zwei Wochen verbrachten wir in diesem tierreichen Park und sind dann 700 km in Richtung Westen bis nach Springbok gefahren. Von dort startete unser Richtersveld-Abenteuer. Geplant waren drei Nächte im Park, es lief dann aber etwas anders ab.
Mittwoch, 24. Januar 2018, Fahrt von Springbok bis Sendelingsdrif
Ausserhalb von Springbok liegt das Naries Namakwa Retreat, ein wunderschönes und romantisches Refugium am Rande des Spektakelbergs. Von dort ging es zuerst zurück nach Springbok zum Auffüllen der Vorräte und des Dieseltanks. Gut gerüstet fuhren wir um 10:00 Uhr in Springbok los. Kurz nach Eksteenfontein bekamen wir einen ersten Eindruck, wie es ist, auf einer Geröllhalde zu fahren. Die Durchschnittsgeschwindigkeit sank auf unter 10 km/h. Es ist nicht besonders schwierig, aber durch die grossen Steine kann man einfach nicht schneller fahren, ohne dem Auto Schaden zuzufügen. Ein 4×4 Auto ist hier nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern auch eine Art Lebensversicherung. Wird es fahruntauglich und eine Reparatur mit eigenen Mitteln nicht möglich, hat man in dieser menschenleeren Region ein ernsthaftes Problem.
Nach einer nervenaufreibenden Wellblechpiste erreichten wir gegen 15:00 Uhr das Helskloof Gate des Richtersveld National Parks. Von dort dauerte es leider nochmals eine halbe Stunde über die Wellblechpiste bis zum Hauptquartier des Parks in Sendelingsdrif. Dort hatten wir eines der zehn Chalets für eine Nacht gebucht. Wir waren die einzigen Gäste. In Sendelingsdrif gibt es eine Mine, die aber, seit die Diamantenpreise vor einigen Jahren eingebrochen sind, nicht mehr in Betrieb ist. Ein kleiner Laden mit einem überschaubaren Angebot und eine Tankstelle sind auch vorhanden.
Hauptquartier Richtersveld National Park
Nachdem wir uns bei der Rezeption angemeldet hatten und wieder ins Auto steigen wollten, fiel uns auf, dass eines der beiden Reserveräder verschwunden war. Zwei von drei Bolzen der Aufhängung an der hinteren Türe des Canopys waren gebrochen und das Rad muss sich dann über einen Bolzen abgeschraubt haben. Es ist unglaublich, dass wir nichts merkten, als das Rad davon flog. Auf den Fotos haben wir geprüft, wann wir das Reserverad zum letzten Mal auf dem Bild hatten. Das war vor 100 km. Irgendwo dazwischen musste das Rad sein. Da wir aber überhaupt keine Lust verspürten, diese Strecke bei 35°C nochmals zu fahren, wollten wir erst bei der Rückfahrt danach schauen. An der Rezeption meldete ich unseren Verlust und die nette Dame klärte mich auf, dass der Hilux hier das häufigste Auto sei und sich jeder Einheimische über das Rad freuen würde.
100 km vor Sendelingsdrif war das Reserverad noch dran. Zwei abgebrochene Bolzen.
Nachdem wir uns im Chalet am Oranje River eingerichtet hatten gab es Salat, Cherry-Tomaten und Vollkorncrackers. Neben zwei Betten, Dusche, WC, einer voll ausgerüsteten Küche gibt es sogar einen Fernseher und die Handys haben Empfang.
Sendelingsdrif, Chalets am Oranje River
Donnerstag, 25. Januar 2018, Fahrt von Sendelingsdrif bis Tatasberg
Nach dem Frühstück bringen wir den Schlüssel zurück an die Rezeption und fragen die Ranger nach der besten Route von Sendelingsdrif nach Tatasberg. Sie empfehlen uns, die Strecke durch die Berge zu nehmen und den Abschnitt entlang des Oranjes wegen Tiefsand zu meiden. Der erste Teil bis zum Akkedis Pass ist wieder übles Wellblech. Der Pass selber ist nicht schwierig, aber man muss langsam fahren, da es manchmal eng ist zwischen den Felsen.
Wir sind stundenlang gefahren ohne einen anderen Menschen zu sehen
Der Weg führt uns durch trockene, steinige Regionen, eine tolle Landschaft
Nach 60 km erreichen wir das Tatasberg Wilderness Camp. Wir waren knapp sechs Stunden unterwegs, natürlich auch wegen den vielen Foto- und Videostopps. Seth, der Camp-Ranger, begrüsst uns freundlich und weist uns im Chalet 1 ein. Wir sind wieder die einzigen Gäste.
Als wir auf der Terrasse stehen und den Blick über den Oranje River geniessen, spüre ich, dass dieser Platz für mich etwas ganz Besonderes ist. Ich fühle mich gut, gesund und glücklich. Dieser Ort ist Wellness für die Seele und ich bin froh, dass wir ihn gefunden haben.
Das Land entlang des Oranje Rivers wirkt wie eine paradiesische Oase inmitten der kargen Felsen
Eine Einheit besteht aus zwei Gebäuden, Wohnraum und Küche
Tatasberg Wilderness Camp, Terrasse
Tatasberg Wilderness Camp, Schlafzimmer, einfach, sauber, was braucht man mehr
Tatasberg Wilderness Camp, Küche, Solar-Kühlschrank mit Gefrierabteil
Zum Abendessen gibt es Penne all’arrabbiata mit einem feinen Merlot von Spier. Nachts um 3:00 Uhr stehe ich auf, um die Sterne zu fotografieren. Es ist etwas unheimlich ganz alleine in der dunklen Nacht. Das riesige Sternenmeer macht mir wieder einmal klar, wie winzig wir eigentlich sind.
Milchstrasse über Tatasberg
Freitag, 26. Januar 2018, Stossdämpferbruch
Der Morgen beginnt mit Zeitunglesen, wobei hier alles in den Sand geschrieben ist. Die neuen Spuren geben Aufschluss über die nächtlichen Besucher. Es gibt sehr viele Katzenspuren unterschiedlicher Grösse. Ich vermute afrikanische Wildkatzen, Ginsterkatzen und grosse Spuren, vermutlich von einem Leoparden. Seth bestätigt später, dass es einen Leoparden in dieser Gegend gibt, aber er habe ihn auch noch nie gesehen, nur die Spuren. Für die Sternenfotografie ist es mir schon recht, wenn der Leopard etwas scheu ist.
Tatasberg Wilderness Camp, 7:00 Uhr und immer noch kühle 19°C, ich kann kaum glauben, dass es im Januar schon einmal fast 60°C war
Während der Nacht hörten wir eine Gruppe Paviane auf der anderen Seite des Flusses. Die sehen wir heute Morgen mit dem Feldstecher. Entlang des Oranje gibt es mehrere Schreiseeadler, Reiher, Enten und viele Kleinvögel. Ich bin unten am Fluss zum Fotografieren und kurz nach 8:00 Uhr gibt es Frühstück. Danach sitzen wir auf der Terrasse, Doris schreibt Tagebuch und ich sichere Bilder und Videos auf dem LapTop. Als wir gestern von den Bergen runter an den Fluss fuhren, sahen wir dort die Abzweigung zur Campsite Richtersberg. Es interessiert mich, wie es dort aussieht, und ich beschliesse, am Nachmittag dorthin zu fahren.
Es sind nur 3 km bis zur Campsite, aber wegen den inzwischen doch schon 35°C fahre ich mit dem Auto. Vielleicht auch besser, sollte der Leopard nicht schlafen. Nach der Hälfte der Strecke gibt es einen Ruck und ein metallisches Geräusch. Was war das? Ich fahre auf einer geraden Strecke entlang des Flusses mit mässigem Sand. Auf der Campsite checke ich das Auto, kann aber noch nichts sehen. Die Campsite interessiert mich jetzt nicht mehr und ich fahre ganz langsam zurück zum Tatasberg Camp. Dort informiere ich Doris, dass etwas passiert ist. Ich lege mich unter das Auto und sehe sofort was los ist: der Stossdämpfer vorne auf der Beifahrerseite ist gebrochen. Doris muss mit ihren 45 kg also doch zu schwer sein!
Bild links: Stossdämpfer Fahrerseite intakt, Bild rechts: Stossdämpfer Beifahrerseite gebrochen
Die Strecke, welche wir für den nächsten Tag geplant hatten, können wir damit unmöglich bewältigen. Das Risiko ist viel zu gross. Der Wagen liegt auf der Beifahrerseite rund 8 cm tiefer und der Stossdämpfer, der jetzt in einem Auffangbecken steht, kann jederzeit wegrutschen, wenn wir über grosse Steine fahren müssen. Wir zeigen den Schaden auch Seth und auch er rät uns, auf keinen Fall weiterzufahren. Wir brauchen also Hilfe, da ein Ersatzstossdämpfer nicht zu unserem Reisegepäck gehört. Wir brauchen Ersatzteile und das passende Werkzeug.
Festnetztelefon oder Handy-Empfang gibt es hier natürlich nicht. Ein Satelliten-Telefon habe ich für diese Reise nicht gemietet, da wir ja nur drei Tage in der wirklichen Wildnis sind. Aber genau hier ist es passiert. Seth hat ein Funkgerät für Notfälle. Mit diesem steigt er auf einen Berg und kommt ohne Ergebnisse zurück, kein Empfang. Etwas später funktioniert es zum Glück. Morgen gegen Mittag wird uns ein Ranger von Sendelingsdrif abholen. Wir packen also alles zusammen, so dass unser Auto leer ist, da wir ja nicht wissen, wie es weitergeht. Bekommen wir ein Ersatzauto oder reparieren wir es?
Kurz nach Sonnenuntergang beobachten wir zwei Schreiseeadler-Paare. Zwei sind offensichtlich Eindringlinge und das andere Paar hat vermutlich ein Nest in der Nähe. Es gibt eindrückliche Luftkämpfe vor der steil abfallenden Felswand des Mt. Stormberg auf der namibischen Seite. Das Echo der Vogelschreie ist einfach nur bombastisch. Eine der besten Raubvogel-Sichtungen bisher.
Qualitativ kein gutes Bild, es war fast schon dunkel, aber eine der besten Beobachtungen im Richtersveld
Samstag, 27. Januar 2018, ein Ranger evakuiert uns
Wir schlafen ausgezeichnet und werden erst durch die aufgehende Sonne geweckt. Unser Hab und Gut steht gut verpackt bereit und der Hilux ist im Schatten eines der Chalets parkiert. Für wie lange? Um 11:00 Uhr erscheint der freundliche Ranger aus Sendelingsdrif, der uns evakuieren wird. Wir laden unsere Waren auf den Pick up Hilux und staunen nicht schlecht, als wir auf der Rückbank einen grossen Plastiksack voll Eiswürfel sehen. Der Ranger erklärt uns, dass er dieses Eis auf die De Hoop Campsite liefern müsse. Dort seien vier Südafrikaner am Campieren. Ok, das scheint ein wirklicher Spezialservice zu sein. Wir verabschieden uns von Seth und fahren entlang des Flusses zur De Hoop Campsite. Es ist unglaublich, wie der junge Ranger über die Sand-, Geröll- und Felsstrassen gleitet. Ich bin tief beeindruckt von seinen Fahrkünsten und fange an zu fragen. Es stellt sich heraus, dass er in dieser Region aufgewachsen ist und diese Art von „Strassen“ bestens kennt. Im Nu sind wir auf De Hoop, finden schnell die beiden Autos der Südafrikaner, aber keine Menschenseele. Der Ranger vermutet, dass die vier beim Fischen sind und genau so war es. Sie kommen uns entgegen und der Ranger ruft ihnen zu, dass er das Eis dabei habe. Die Südafrikaner können es fast nicht glauben, dass ihnen jemand Eis liefert. Sie hatten am Tag zuvor der Crew gesagt, die WC und Dusche gereinigt haben, dass es cool wäre, wenn ihnen jemand Eis bringen könnte, das war eher als Witz gemeint.
Der Ranger mit seiner Uniform und dem offiziellen Auto ist unschwer zu erkennen, aber wer sind wir? Ich erkläre ihnen, dass wir von der Eis-Firma sind und eine Kundenzufriedenheitsumfrage machen. Nach ausgiebigem Gelächter spendieren sie uns Bier und Savanna. Unser Ranger genehmigt sich zwei Biere, nicht ohne zuvor uns zu fragen, ob das ok sei. Als er danach immer schneller fährt, bin ich nicht mehr ganz sicher, ob es eine gute Idee war, zuzustimmen. Auf jeden Fall sind wir bestens in Sendelingsdrif angekommen.
Zuerst fahren wir an die Rezeption, denn wir müssen ja für die nächsten Nächte eine Unterkunft haben. Wir bekommen wieder dasselbe Chalet wie vor einigen Tagen. Der Ranger fährt uns dahin, wir räumen das „Taxi“ aus und verabschieden uns sehr dankbar von unserem Helfer in der Not. Ich nehme via Notnummer mit Bushlore Kontakt auf und erkläre unsere Situation. Wir einigen uns auf ein zweispuriges Vorgehen: ich versuche einen Mechaniker und ein Ersatzteil in Sendelingsdrif zu finden und Bushlore versucht dasselbe in Springbok, der nächst grösseren Stadt. Nach vielen weiteren Gesprächen vor Ort und per Telefon müssen wir resignieren, weder in Sendelingsdrif noch in Springbok können wir auf Hilfe hoffen. Das Problem: es ist Samstagnachmittag und alle feiern bereits das Wochenende.
Es gibt nur noch eine Lösung, ein Mechaniker von Bushlore muss mit Ersatzteil und Werkzeug zu uns fahren. Es trifft Mike in Kapstadt, der uns vor 21 Tagen das Auto übergeben hat. Er wird am Sonntagmorgen losfahren. Die Strecke ist knapp 900 km lang, wobei die letzten 100 km Schotterpiste sind. Es wird Abend und wir sind zufrieden, dass wir einen Plan haben, wie es weitergeht.
Die Grünen Meerkatzen haben uns bestens unterhalten
Die Anzahl der Grünen Meerkatzen, die sich hier im Camp herumtreiben, nimmt zu. Sie kreisen uns regelrecht ein und wollen irgendetwas Essbares stibitzen. Jetzt wird uns auch klar, warum der Abfall in einem Gefängnis ist, die Affen würden sonst eine riesen Sauerei veranstalten. Wir beobachten das wilde Treiben bis in die Dunkelheit und basteln uns dann aus den Resten ein Abendessen. Es gibt Penne mit Oliven, Zwiebeln und Thon, dazu einen Weisswein: Spier Chardonnay 2017. Vorher natürlich als Apéro einen Amarula. Lichterlöschen ist um 21:45 Uhr.
Sonntag, 28. Januar 2018, Hilfe kommt und Roger Federer gewinnt in Melbourne
Heute Morgen hat es viel Nebel, der vom kalten Atlantik ins Landesinnere kriecht. Dass er es bis nach Sendelingsdrif schafft, hätte ich nicht gedacht. Die gespenstische Ruhe im Camp und der heranziehende Nebel ergeben eine mystische Stimmung.
Oranje River bei Sendelingsdrif mit Nebel
Wir frühstücken auf der Terrasse des Chalets. Plötzlich hören wir ein Rascheln in der Küche. Ein kleiner Affe ist durch das schräg gestellte Fenster in die Küche eingestiegen und hat einen Sack Chips geklaut. Doris verfolgt ihn. Alle Affen beginnen zu kreischen und rennen davon. Der Dieb verliert den Sack auf der Flucht.
Es beginnt ein Katz und Maus Spiel zwischen den Affen und Doris.
Um 10:00 Uhr ruft uns Mike zum ersten Mal an und berichtet, dass er gut unterwegs sei, da es wenig Lastwagenverkehr hat am Sonntag. Das freut uns und wir können entspannt den Tennis-Final in Melbourne zwischen Roger Federer und Marin Cilic anschauen. Federer gewinnt 3 zu 2, Doris ist total begeistert. Gut, dass es hier einen Fernseher mit Empfang gibt.
Am Nachmittag ruft Mike wieder an. Er tönt nicht mehr so optimistisch. Je nördlicher er kommt, umso schlechter werden die Strassen. Ich realisiere jetzt, dass Mike noch nie in dieser Region war. Um 16:00 Uhr meldet er sich wieder und fragt nach einer Strassenkarte, da er zweifelt, ob er auf dem richtigen Weg ist. Ich frage ihn ab, wie es um ihn herum aussieht und bin zufrieden. Ich sende ihm ein Bild einer Karte und eine halbe Stunde später ist er bei uns. Er kann es immer noch nicht fassen, dass wir freiwillig hierher gefahren sind!
Sein Plan ist, kurz etwas zu essen, dann nach Tatasberg zu fahren, das Auto zu reparieren und wieder zurück nach Sendelingsdrif. Nachdem ich ihm erkläre, wo unser defektes Auto steht, stellt er sich auf eine Nacht in Tatasberg ein. Ich fahre zusammen mit Mike nach Tatasberg und Doris bleibt hier im Chalet. Wir brauchen ungefähr drei Stunden bis zum defekten Auto. Mit jeder Stunde erklärt uns Mike für eine Stufe verrückter, er sagt das zwar nicht, ich spüre das aber und später bestätigt er es auch noch. Als wir bei Sonnenuntergang im Tatasberg Wilderness Camp ankommen, ist er ganz ruhig, stellt sich auf einen grossen Granitfelsen und beobachtet das Farbenschauspiel. Etwas später sagt er mir, dass er jetzt verstehe, warum wir hierhergekommen sind. Nachdem er über 13 Stunden im Auto sass, ist er sehr müde und wir schlafen schon bald. Seth hatte uns das Chalet 1 hergerichtet.
Montag, 29. Januar 2018, Reparatur und weiter geht‘s
Kurz nach 6:00 Uhr beginnen wir nach einem Kaffee mit der Reparatur. Es ist noch kühl und Mike kommt gut voran. Ich helfe ihm so gut ich kann. Einen Stossdämpfer habe ich allerdings noch nie gewechselt.
Das defekte Teil ist schnell ausgebaut, jetzt muss die Feder noch auf den neuen Stossdämpfer
Mike macht auf mich einen sehr professionellen Eindruck
Der Einbau des Federbeins macht etwas Probleme, aber auch das schafft er
Nach 2 Stunden ist das neue Teil drin, jetzt muss alles wieder richtig zusammengeschraubt werden
Mike erzählt, dass er früher in einer Garage in Kapstadt gearbeitet hat. Dort hätte das Prozedere maximal eine halbe Stunde gedauert. Aber das hier gefalle ihm viel besser. Wo gibt es denn einen schöneren Ort, um einen Stossdämpfer zu wechseln? Kurz nach 9:00 Uhr fahren wir mit beiden Autos los. Auf der De Hoop Campsite stoppt Mike, er will im Oranje schwimmen. Ich übergebe ihm die Karte und fahre weiter, ich möchte Doris nicht warten lassen. 15 Minuten vor Sendelingsdrif beginnt der Empfang und ich rufe Doris an, damit sie beruhigt ist. Eine halbe Stunde später trifft auch Mike ein. Er beginnt Doris auszufragen wie es ihr im Richtersveld gefallen hat, ob sie Angst hatte, oder es geniessen konnte. Er möchte gerne mit seiner Frau und den Kindern einmal ins Richtersveld fahren und dort campieren. Das Richtersveld hat einen neuen Fan.
Nachdem wir uns nochmals bei unserem Helden bedankt haben, verabschieden wir uns. Mike fährt zurück nach Kapstadt und wir an die Küste nach Port Nolloth. Um 14:00 Uhr checken wir aus und sind eine halbe Stunde später am Helskloof Gate. Dort müssen wir uns ebenfalls abmelden. Im Büro ist niemand zu sehen. Ich gehe hinein, weiter in einen Hinterraum und traue meinen Augen nicht. An der Wand steht unser Reserverad, das wir vor fünf Tagen verloren haben. Der Ranger taucht auf, ich erzähle ihm die Geschichte vom Reserverad und wir lachen zusammen. Als ich mit dem rollenden Reserverad das Büro verlasse, geht es Doris wie mir, sie glaubt es kaum.
So haben sich also alle Kreise wieder geschlossen.
Fazit
Der Richtersveld Park hat mir sehr gut gefallen und wir werden Anfang 2019 wieder dort sein. Um die mühsame Anfahrt zu umgehen, werden wir dann von Namibia anreisen. Die Strasse von Aus via Rosh Pinah nach Sendelingsdrif ist bis kurz vor dem Oranje geteert. Mit der Fähre übersetzen und drei Stunden später kann man schon in Tatasberg sein. Das wird eine viel entspanntere Anreise. Für die Weiterfahrt in Richtung Süden werden wir ebenfalls wieder mit der Fähre übersetzen und entlang des Oranjes in Richtung Aussenkehr fahren.
Bestimmt werden wir beim nächsten Mal ein Satelliten-Telefon dabei haben.
Das Richtersveld-Video gibt es hier
Die Richtersveld-Galerie gibt es hier
2 Comments
Hallo Herr Smrcek,
wir bereisen das Südliche Afrika seit sehr vielen Jahren.
Ihren Beitrag haben wir mit viel Interesse und Freude gelesen. Wir waren vor einigen Jahren auch die einzigen Gäste im Camp gewesen und erinnern uns gerne. Vielleicht regt Ihr Beitrag uns dazu an, den Park nochmal zu besuchen.
Mit freundlichen Grüßen
Helge Grombach
Besten Dank Herr Grombach,
die Einsamkeit des Richtersveld mit seiner rauen Natur hat eine grosse Anziehungskraft auf uns. Wir waren zu Beginn des Jahres wieder dort, ohne Autoschaden. Viel Spass bei Ihrer Planung.
Freundliche Grüsse
Herbert Smrcek